Bericht Pfarrei und Kirchenrat Lauerz

Bericht über Hofsegnungen, Kirchturmsanierung und zu Dokumenten aus der Kirchturmkugel

15. Mai 2024

Pfarrei und Kirchenrat Lauerz

Hofsegnungen
Die diesjährigen Hofsegnungen konnten am 10. Mai von Pfarrer John Joy in Begleitung von Ruth Dettling bei bestem Heuerwetter durchgeführt werden. Trotz viel Arbeit fanden die meisten Leute der besuchten Betriebe Zeit, bei den Segnungen dabei zu sein. Diese wurden überall mit Dankbarkeit und entsprechender Wertschätzung aufgenommen. So wünschen wir für alle in unserer Landwirtschaft Tätigen Gottes Schutz und Beistand für Haus und Hof.
Die Alpsegnungen finden am 20. Juni statt.

Foto: Hofsegnung im Buochensitli


Kirchturmsanierung

Wie vorgesehen konnten die Sanierungsarbeiten am Kirchenturm am 6. Mai begonnen werden. Die demontierten Zeiger und Zifferblätter, das Turmkreuz und die Turmkugel werden nun bei der Firma Muff, Kirchturmtechnik AG wieder in Stand gestellt. Ebenfalls musste eine schadhafte Glockenachse ausgebaut und in Reparatur gegeben werden. Deshalb kann auch noch in den nächsten Wochen nur mit zwei Glocken geläutet werden.
Seit dem 16. Mai sind nun auch die Angestellten der Fima Fontana & Fontana mit der eigentlichen Sanierung der Turmhaube und der Turmfassade beschäftigt.

Dokumente aus der Turmkugel
Nachdem am 6. Mai die beiden Dokumentenbehälter aus der Turmkugel geborgen wurden, konnten diese am darauf folgenden Sonntag anschliessend an den Gottesdienst vor einem zahlreich erschienen Publikum offiziell geöffnet und die enthaltenen Dokumente begutachtet werden. Besonders interessant sind die Berichte der jeweiligen Pfarrherren, welche bei den verschiedenen Renovationen den Behältnissen jeweils wieder beigefügt wurden. Es sind dies gesamthaft 6 Berichte. Der älteste Bericht stammt von Pfarrer Anton Linggi aus dem Jahre 1810 und der jüngste von Pfarrer Eugen Jung, ausgestellt anlässlich der letzten Renovation von 1983.
Für alle Personen, die sich dafür interessieren, werden wir diese Berichte in loser Folge in den kommenden Infoblättern veröffentlichen.

- Die Dokumentenbüchse wird geöffnet (Foto Bote der Urschweiz)

- Das älteste Dokument von 1810 (Foto Bote der Urschweiz)

Schriften aus der Turmkugel(Teil 1)

Das älteste Dokument stammt aus dem Jahre 1810 und stammt vom damaligen Pfarrer Anton Linggi. Er beschreibt darin vor allem die Folgen des Bergsturzes für unser Dorf und wie der Bau der neuen Kirche in den Jahren 1807-1810 verwirklicht werden konnte.
Hier nun die Abschrift des in Handschrift verfassten Berichtes:

Im Namen der Allerheiligsten Dreyfaltigkeit
Gottes Vater + des Sohnes + und des Heilig Geistes
Amen

Kund und wissen sey anmit unserer fromen Nachkommenschaft, die einst nach uns die Wohltat dies unter Schmerzen u, Thränen erbauten Gottestempels geniessen werden, dass im Jahre 1806 den 2ten Herbstmonats die vorige Pfarrkirche das Beinhaus den Pfarrhof das Helferhaus, sambt dem ganzen Unterbuosingen, mehrere der hiesigen Pfarrangehörigen Haushaltungen (der Seel Zahl auf 115 sich beläuft, u. denen der gütige Gott gnädig und barmherzig sein wolle) durch den gegenüberstehenden einstürzenden Gnippen oder Spitzebüel Berg abends ein Viertel über 5 Uhr in zweyen Minuten Zeit mit allen Habschaften in’s Grab der allgemeinen Verwüestung hingestürzt worden.

In diesem Augenblick der Verzweiflung, der Armuth, des namenlosesten Elends wärs für das dürftige Lauerz, das durch den Bergsturz seine vermöglichsten Leute einbüsste, Unsinn gewesen, an die Wieder Aufführung einer Pfarrkirche und des schönen Pfarrhauses zu denken. Allein Gott erweckte wohlthätige Menschenfreunde in und aussert dem Vaterlande, die uns herrliche Beyträge leisteten. Unter diesen war der erste seine Durchlaucht der Hochwürdigste Bischof von Konstanz Karl Theodor von Dalberg, Fürst Primas von Deutschland und Herzog von Frankreich, der 1000 Reichsgulden vergabte. Seinem Beispiele folgte hiesige preiswürdige Kantons u. Landes Obrigkeit, die sowohl aus der erhobenen Eidgenössischen Kollekte, als aus dem Kantons u. Landes Seckel uns väterlich unterstützt. Auch ermangelte ich nicht, im gesamten Vaterland schriftlich und mündlich persönlich Steuer aufzunehmen, die Reise bey der schwülsten Sommer Hitze, wobey ich eine langwierige Krankheit erwarb, in die Abteyen Muri, Wettingen, Rheinau, Karthaus und nach Bischofzell zu machen.

Während dem Bau waren Kirchenvögte, Herr Kastenvogt von Euw, der mich bis zur Wiederherstellung des Pfarrhofs 3 Jahre behauset, der seine Wiese zum Zimmerplatz und sein Haus zum Warenmagazin hergab. Melchior Jn der Bitzin, der uns 4 Jahre seinen Keller zur Aufbewahrung des Hochwürdigsten Guts und zum Gottesdienst darreichte. Herr Ratsherr Franz Dettling, Jos. Franz Wiget, Kaspar Wiget, Joseph Eberhard, Martin Felchlin, Anton Dettling und Dominik Meyer, die mir alle gehörig mit Worten und Werken rühmlichst an die Hand gingen. Weil aber die Tugend sein Lob u. das Laster seinen Tadel verdient, so halte ich es für Pflicht zur ewigen Gedächtnis einige Bemerkungen zu machen.

Gott lohne es dem sämmtlich biederen Pfarrvolk, welches gering an Zahl und zwey volle Jahre an den Folgen des Schuttes während seiner unablässigen Frondienste auf zwei Dritttheile krank darniederlagen, die ungeheure Last der Baumaterialien mit ausharrender Geduld unter Hitze und Kälte unentgeldlich einzig für Gottes Ehre und auf Rechnung himmlischer Belohnung anschaffte.

Dabey zeichneten sich vorzüglich aus vom Dörflein, Ratsherr Franz Dettling, der in eygener Person selbst arbeitend mit seinen Knechten und zwei jungen Knaben zur Aufmunterung des Pfarrvolkes die strengste Arbeit verrichtete.
Herr Kirchenvogt Martin Felchlin der ungeachtet seines ergrauten Alters Sommer und Winter alltäglich das Volk zum Tagewerk anführte und seine 3 Söhne durch sein väterlich Beispiel zur Thäthigkeit auffrischte.
Wirth Johann Joseph Blaser, der überall mit Rat und Tath sehr nützliche Dienste leistete und bey der Klöster Betteley ohne einige Belohnung zu haben, auf viele Tage die Wirtschaft im Stiche lassend seinen Seelsorger sorgfältig begleitete.
Jüngling Melchior Dettling Sigrsit, der zur Anlegung des Pfarrgartens seine liebreiche und rastlose Hilfe hat angedeihen lassen und überall als ein wackerer Schweizer Jüngling beim Kirchbauemitwirkte.
Vom Otten H. Kirchenvogt Dominik Meyer der bey der Kalchbrennerei sowohl als bei andern Frondiensten denen er beständig zugegen war, ausserordentlich viel Gutes für den Kirchenbau beytrug.
Vom Büölerberg Jakob Diettrich Buelers Söhnen, die ungeachtet ihres grossen Heimwesens und ihrer Entfernung von der Kirche insgesamt auf jeden Ruf mit Manns Kraft jedesmale erschienen und auf Gottes Belohnung rechnend die schwersten Anstrengungen sich gefallen liessen, wie denn auch Anton Meyer sambt seinem Sohn die mit den obigen Arbeit und Schweiss theilte.
Von Oberbusingen Bruderschaftvogt Kaspar Kamer im Bergli, der mit Mund und Werk seine Nachbarn, seinen Sohn u. selbst seine Ehefrau, ein starkes, fleissiges Weibsbild zur Arbeit herführte.
Allen Pfarrkindern wolle Gott, zu dessen Ehre gearbeitet wurde, zeitlich dafür und ewig belohnen und ihre Namen bey der Nachwelt mit Ruhm und Dank erhalten.

Gab es einige, zwar wenige, die den Kirchenbau mehr zu hindern als zu befördern suchten, so ist Gott der Richter, der das Böse wie das Gute zu seiner Zeit zu würdigen sich vorbehalten. Ich schone ihre Namen und überlasse esder mündlichen Übergabe jeden den Werth beyzulegen und sage die Worte des Heylandes, dessen Ehre sie sich dagegenstemmt, Vater vergib ihnen, die Dummen wussten nicht was sie thaten.

Bau Direktor war der ehrw. Laienbruder aus dem Stift Einsiedeln Jakob Matterer, gebürtig aus dem Vorarlberg ohne Lohn, nur auf Gottes Ehre Bedacht nehmend.

Maurer Mstr. war Michael Scherrer, sambt 3 Brüdern, Niklaus, Moritz, Xaver, alle arbeiteten in billigem Accord 4 volle Sommer rastlos bieder mit Herstellung der Kirche und des Pfarrhauses zur völligen Genugthuung. Gebürtig von der Pfarrei Nenzig aus Vorarlberg.

Zimmer Mstr. Augustin Grossmann machte den Kirchdachstuhl, baute das Pfarrhaus auch die Kupel mit Zufriedenheit.

Karl Deck von Ibach deckte den Glockenthurm mit zweien Gesellen sambt Kirche und Pfarrhof mit einer zufriedenen Fertigkeit.

Merkwürdig ist, dass Gott den ganzen Bau durch alleArbeiten vor Unglück bewahrte. Nach vielen Leiden, die der Krieg und der Bergsturz über uns herführte, kehrte Wohlstand, Ruhe und Friede in unsere Länder zurück.

Die Lebensmittel (der Wein und Zucker und Caffee ausgenommen, deren der erste das Pfund 3 Gld. Und der andere Gl. 1 £ 38 galt) waren wohlfeil – ein ganzes Brod zu £ 13 der Käse £ 12 das Zuger Viertel Erdäpfel £ 8

Vergnügt lebt unser Kanton unter der sanften Regierung einer Hochweisen Obrigkeit und wohltätig gemachten Gesetzen. Gott segne unsere frommen Regenten u. ihre gehorsamen Untergebenen, entferne alles Unglück von den schweizerischen Grenzen, damit die Stifter & Hersteller dies Tempels mit mühsamen Händen gebaut ihren unverwelklichen Lohn im Tempel der ewigen Glorie finden mögen.

Geschehen mit Genehmigung
des hiesigen Kirchenraths
zu Lauerz den 14ten Aug. 1810

Joseph Ant. Linggi, Bischöflicher Commisar, im 9ten Jahre Pfarrer allhier.
Vorher 20 Jahre Pfarrer bey der Wahlfarts Kirche zu Schattdorf, Kanton Uri.
Resignat, 60 Jahre alt